Donnerstag, 30. Oktober 2014

Macht SEO unsere Sprache kaputt?



Das klingt wie ein reißerischer Titel, aber die Frage ist ernst gemeint.
Unter SEO versteht man Suchmaschinenoptimierung von Texten. Texte werden dabei so umgeschrieben, dass sie neben allen wichtigen Informationen, die der jeweilige Text geben soll, auch bestimmte Keywords enthalten.
Diese Schlüsselbegriffe sind es, auf die es ankommt. Wenn ein Suchender im Netz bei Google oder einer anderen Suchmaschine Begriffe eingibt, um etwas zu finden, dann handelt es sich bei diesen Begriffen um Keywords. Eine Firma will mitsamt ihrem Text gefunden werden. Wenn Google diese Keywords im Text oder gar in der Überschrift findet, wird dieser Text als Suchergebnis angezeigt. Das ist das erklärte Ziel des Unternehmens.
Leider führte diese von Google und Co. erzwungene Textoptimierung zu einer kompletten Verödung unserer deutschen Sprache.

Deutsch ist eine Sprache, die sich auszeichnet durch Substantivketten, die zusammengeschrieben werden (statt, wie im englischen getrennt). Keywords werden aber in der Regel nicht zusammen eingetippt.

Beispiel 1: Der User besitzt ein Auto, das mit Gas fährt und sucht eine Tankstelle. Er gibt also bei Google „tankstelle“ ein und als er dann nur normale Tankstellen angezeigt bekommt, tippt er dahinter ein: „gas“. Nicht etwa Gastankstelle, das wäre zu einfach. Also muss die Tankstelle (der Anbieter) reagieren und nicht in seine Homepage schreiben „Wir sind eine Gastankstelle“, sondern schreibt: „Wir sind eine Tankstelle für Gas“. Klingt scheiße, wird aber gefunden. Wunderbar. Und damit es über Google auch garantiert gefunden wird, steht sicherheitshalber nochmal irgendwo Gas-Tankstelle.

Beispiel 2: Ein User sucht ein Rezept für einen Kuchen. Aber nicht irgendeinen Kuchen, sondern einen „kuchen mit sahne“. Eine Fertigteigfirma hat auf ihrer Seite auch ein paar Rezepte, die man mit ihrem Fertigteig kombinieren kann. Da Kuchen mit Sahne aber doof klingt, schreibt sie einfach Sahne-Kuchen. Der Durchkopplungsbindestrich ist im Deutschen durchaus erlaubt, allerdings nur dort, wo es unbedingt nötig ist, wie beispielsweise bei dem Wort Gastanker, was nicht etwa Gast-Anker heißt, sondern Gas-Tanker. Sahnekuchen gehört aber nicht dazu.

Das mag anfangs nicht weiter ins Auge fallen, solange Begriffe aneinandergekoppelt werden, die ohne Fugenlaute auskommen. Aber dann wird’s irgendwie gruselig.

Beispiel 3: Der User möchte ein Gedicht schreiben und sucht dafür passende Inspiration bei schon fertigen Liedern und Gedichten und gibt ein „gedicht lied mit liebe“ und neben all den Liedern, die die Suchmaschinen dort anzeigen,  findet sich mit Sicherheit auch das Liebes-Gedicht.

Du glaubst mir nicht? Du willst mehr Beispiele?
Das Hochzeits-Kleid

Das Verkehrs-Zeichen

Die Vermögens-Steuer

Und irgendwann fallen dann auch die Bindestriche weg.

Nach einer Weile wundert sich keiner mehr. Klar, die Bildzeitung macht das ja schon seit Jahren und hat den Verdummungsirrsinn schließlich formidabel eingeleitet. Und plötzlich beginnt man Dinge zu trennen und mit Bindestrich zu versehen, die eigentlich untrennbar sind, wie Kriegs-Treiber, Garten-Nachbarn, Speise-Karte, Leit-Planke oder Schaum-Stoff.

Das Schlimme daran: Es stört keinen! Noch schlimmer: Es wird sogar in Foren und Kommentaren adaptiert! Menschen, die jahrelang eine ordentliche deutsche Schule durchlaufen haben, können plötzlich kein korrektes Deutsch mehr schreiben! Wie konnte das passieren?

Ganz einfach, durch SEO. Die krampfhafte Keywordbastelei hat dazu geführt, dass Unternehmen mit Vorbildfunktion Texte mit solchen Wörtern verfasst und online gestellt haben.
„Und wenn die das schreiben, dann muss es ja richtig sein, ne? Alle anderen machen es ja auch so. Dann stimmt das wohl so.“
Ein Großteil der Deutschen denkt so. Ein Großteil der Deutschen hinterfragt nicht, sondern übernimmt einfach, was er sieht. Und nun hat Google seine Algorithmen neu gemacht – Pinguin oder Panda, oder wie die heißen – und nun ist Bindestrich plötzlich nicht mehr schick. Texte mit Substanz sind gefragt. Also alles wieder umschreiben, die Keywords wieder anders einfügen und mit einem mutigen „Sahnekuchen“ auf die umfassenden Kontextsuchqualitäten der Suchmaschinen vertrauen.
Das Falsche aber bleibt in den Köpfen der Menschen zurück.

Bildnachweise:
Photo by Alexis Wilke via Wikimedia Commons

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Wenn Freizeit zur Arbeit wird - Der Job, das unbekannte Wesen (Teil 5)



„Und, wie isses so? Wie fühlt man sich jetzt so im Job, kein Student mehr…macht‘s Spaß?“
Diese Frage bekommt jeder irgendwann mal von irgendjemandem gestellt. Meine Erfahrungen möchte ich nun in diesem Blog zusammenfassen. Geplant sind zunächst 5 Teile.

Wenn Freizeit zur Arbeit wird

Da ist dieser Blog, den man mit Herzblut aufgebaut hat, den schon einige Leute regelmäßig lesen und der möglichst regelmäßig einmal in der Woche rauskommen soll und dann ist da die 50-Stunden-Woche, die mit Heimarbeit auch mal schnell zur 60-Stunden-Woche werden kann. Grund sind in meinem Falle 3 Monate lang ein Teilzeitjob zu 20 Stunden und ein Praktikum zu 30 Stunden gewesen. Plus 90 Minuten Fahrzeit und eine notwenige Essenspause von 30 Minuten kam ich auf locker auf 12 Stunden, die ich unterwegs war. Morgens im Dunkeln aus dem Bett fallen und abends im Dunkeln heimradeln und wieder ins Bett fallen. Wer da noch ein Leben hat oder sich um eine Familie kümmern muss…mein Beileid. Ich musste Letzteres nicht, hatte mich aber nun freiwillig dazu verpflichtet diesen Blog zu schreiben.
Freizeit ist ein hohes Gut, welches wir uns erarbeitet haben. In vielen Ländern gibt es Leute, die keine Freizeit haben. Sie arbeiten 12, 14 oder 16 Stunden am Tag. Wir in Deutschland können froh sein, dass wir „nur“ 38 bis 42 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Das trifft zwar längst nicht auf alle Branchen zu, aber ist größtenteils so üblich. Viele Chefs legen Wert darauf, dass ihre Mitarbeiter Freizeit haben, ausgeruht und psychisch ausgeglichen sind, damit sie gute Arbeit leisten können. Freizeit muss deshalb Freizeit bleiben und darf nicht zur Arbeit werden. Dennoch haben viele Leute  auch hier einen Zweitjob oder Drittjob, um sich über Wasser halten zu können.

Das Schreiben ist (nur) ein Hobby. Es macht mir Spaß, ich schreibe gerne. Es fällt mich eigentlich leicht jede Woche ein Thema zu finden, über das ich schreiben kann und will. Aber es dauert eben auch seine Zeit die Texte zu verfassen und die Bilder zu finden oder anzufertigen und das Ganze dann ansprechend ins Netz zu stellen. Und irgendwie dachte ich mir: „Du machst dich wegen sowas verrückt? Das ist doch nur ein Blog, das machst du in deiner Freizeit, das ist ein Hobby und nicht dein Job.“ Und dennoch wollte ich den Blog über die Zeit aufrecht erhalten. Und ich habe es geschafft. Sollte ich wieder in diese Situation kommen, weiß ich nicht, ob ich mich das nächste Mal genauso entscheiden würde. Die Arbeit ist das, womit ich Geld verdiene, dort muss ich 100 % bringen. Das kann einmal klappen oder zweimal, aber irgendwann ist die Batterie runter. Dann muss man Prioritäten setzen.

Also, liebe Schüler und Studenten, konzentriert euch auf euren Job, wenn ihr später einen habt und nutzt jetzt eure Freizeit, die euch im Studium und in der Schule gegeben werden. Denn Ferien hat man 180 Tage, Urlaub nur 25 Tage pro Jahr.



Blogserie Erfahrungen zur Arbeit



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