Der Mensch definiert
sich heute mehr als jemals zuvor über seinen Besitz. Grund genug sich über
diesen Zustand einmal ein paar Gedanken zu machen.
„Mein
Haus, mein Auto, mein Boot“ hieß es mal in einer Werbung für Geldanlagen,
als zwei Männer versuchten sich mit ihrem Besitz gegenseitig zu übertrumpfen.
Es
ist sicherlich ein Stück weit genetisch, denn die Damenwelt fühlt sich schon
seit der Steinzeit von dem Männchen magisch angezogen, das am ehesten
Überlebenssicherheit verspricht. Sei es, weil es das kräftigste Männchen ist,
das am ehesten zwei Rehe statt nur einem Reh erlegen kann, sei es weil es das
mächtigste Männchen ist, das die anderen einfach enthaupten lassen kann, wenn
sie ihm nicht in den Kram passen. Reichtum eignet sich hervorragend, um Frauen
zu erobern.
Heutzutage
ist es schwer geworden sich über Reichtum zu definieren. Was ist Reichtum? Ist
dieser Reichtum erstrebenswert? In einer Welt in der selbst Arbeitslose sich
ein Smartphone leisten können, fällt es schwer brauchbare Grenzen zu ziehen.
Ein Luxusgut ist auch nur dann ein Luxusgut, wenn man es als solches definiert
– und als solches erkennt. Was nützt die teuerste Rolex am Arm, wenn keiner den
Wert des Chronographen erkennt. Luxusgüter werden gekauft, weil Käufer und
Betrachter wissen, dass es sich um ein Luxusgut handelt. Ansonsten hätte er
sich ja auch einfach eine Uhr für 50 € kaufen können, denn sie erfüllt den
Zweck genauso wie teure Uhr. Wenn kein Mensch den Wert der Uhr oder des Autos
kennen würde, könnte man damit keinen Eindruck schinden.
Aber
genau hier zieht sich schon eine erste Grenze in unserer Welt. Wo vor 200
Jahren die meisten Familien noch am Existenzminimum lebten und jeder Tag ein
Kampf ums nackte Überleben war, hat heute – zumindest in Deutschland – fast
jeder eine gewisse Grundabsicherung, die ihm ein bequemes Leben in einem
gewissen Rahmen ermöglicht. Niemand muss hungern und alle haben ein Dach über
dem Kopf. Die schlaue Dame von heute muss also den potentiellen Beschützer anders
bewerten. Und da kann Luxus auch wieder kontraproduktiv sein, denn was nützt
der schnittigste Lamborghini, wenn man darin keinen Kindersitz unterbringen
kann.
Je höher man also die Grenze setzt für eine Grundabsicherung
(z.B. Hartz IV), umso mehr büßt ein Luxusartikel ein Prestige ein. Was gehört
zum Lebensminimum dazu? Früher zählte der Besitz eines Fernsehers zum Luxus. Heute
ist ein Fernseher eine „Grundausstattung“, die vom Arbeitsamt bezahlt wird. Auch
Flatscreen-TVs und Smartphones konnten sich anfangs nur Wohlhabende leisten, heute
besitzt fast jeder so etwas.
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden.“ steht in
der Bibel. Die Bibel wurde aus einem Endzeitdenken heraus geschrieben, der
Verzicht auf Güter jeglicher Art gehörte für Diejenigen zum guten Ton, die sich
ein besseres Leben nach dem Tod erhofften. Unserer heutigen Welt ist es nicht
ganz so einfach. Der Mensch wird immer älter und das Ende der Welt wird zwar
von vielen Zeitungen tagtäglich herbei geschrieben, wird aber vermutlich nicht
so bald eintreffen. Dementsprechend sammelt sich viel an. Zumindest jeder wird
heutzutage einen eigenen funktionstüchtigen Rechner haben, einen mehr oder
weniger vollen Kleiderschrank, verschiedene Schuhe, eine Wohnung oder ein
Zimmer, ein paar Bücher, Geschirr und Besteck, einen Vorrat an Lebensmitteln und
Akten. Deutsche brauchen Akten. Wirft nichts weg, irgendein Amt könnte es in
zehn Jahren noch einmal brauchen.
Wie schwer ist es also heute auf Prestige und Luxusgüter zu
verzichten? In den Schulen ist der Druck heute besonders hoch. Ohne die
richtigen Markenklamotten wird man nicht akzeptiert. Und was Kinder einmal
lernen, bekommt man schwer wieder raus. Und man glaubt ein Leben lang, man müsse
dies oder jenes besitzen, um von anderen akzeptiert zu werden, gemocht zu
werden, beliebt zu sein, Anerkennung zu finden usw. Diesen Trend nicht
mitzumachen bedeutet ein hohes Maß an Selbstbewusstsein. Nonnen beispielsweise lehnen
privaten Besitz ab; Kleidung, Schuhe und Wohnung werden von der kirchlichen
Gemeinschaft gestellt. Das bedeutet natürlich auch, dass beim Austritt aus dem
Kloster der Abstieg in die Sozialhilfe droht, da auch nie in die Rentenkasse oder
Sozialversicherung eingezahlt wurde.
Man muss aber nicht wie eine Nonne leben, um ein Leben ohne Luxusgüter
zu leben. Heute reicht es, wenn man bei mittleren Einkommen Kinder hat. Das
wirklich wahre Luxusgut heute sind Kinder. Und wer reich ist und etwas auf sich
hält, zeigt sich mit seinem Nachwuchs in der Öffentlichkeit. Aber auch das
funktioniert nur, weil alle wissen, wie teuer Kinder sind. Die meisten Eltern
leben glücklich mit ihren Kindern und haben keine Luxusgüter, stecken
stattdessen alles Geld in ihren Nachwuchs.
Fazit: Ein Luxusgut ist nur solange ein Luxusgut, solange
alle wissen wie unglaublich teuer es ist. Sinkt das Bewusstsein über den Wert
des Gegenstandes, dann ist der Gegenstand mit seinem Zweck als Prestigeobjekt
nichts mehr wert. Wenn man aber Kinder hat, so sind sie immer etwas wert, auch
wenn niemand mehr weiß, wie teuer Kinder sind
Bildnachweise:
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