Samstag, 19. September 2015

Aller Umzug ist schwer – Diese Fehler bitte vermeiden



Ich habe in den letzten Wochen und Monaten einige Erfahrungen zum Thema Umzug gemacht, die ich gerne mit euch teilen möchte, damit ihr nicht die gleichen dummen Fehler macht, wie ich.

Vor zwei Jahren reifte der Entschluss zum Umzug. Jetzt ist es endlich geschafft. Es kam einfach zu viel dazwischen und dann gibt es außerdem noch diese kleinen Probleme, die uns der Alltag immer wieder in den Weg stellt.

Gute Planung ist das A und O
Gute Planung beginnt beim Job. Eine Wohnung mieten kann nur jemand mit einem festen Einkommen. Wenn du einen festen Job hast, sorge dafür, dass du ihn behältst. Nichts ist lästiger, als Bewerbungen zu schreiben während man Umziehen will und Packen muss, auch, wenn die „freie Zeit“ erst mal verlockend erscheint. Außerdem kannst du ab Bezug von Hartz 4 deine neue Wohnung gleich wieder vergessen. Über deren Größe und Beschaffenheit entscheidet von da an nämlich das Amt. Umziehen mit Hartz 4 hat zwar den Vorteil, dass dir der Staat Umzug und Miete bezahlt, aber der Staat bestimmt dann auch, ob du umziehen kannst und in welche Wohnung. Und gerade weil du deinen Job behalten willst und du weißt, dass du jeden Abend nach der Arbeit mindestens vier Stunden packen musst, und diese Mehrbelastung echt schlaucht, heißt es doppelt: Gute Planung ist das A und O. Gute Planung heißt weniger Stress. Oh, und hatte ich auch erwähnt, dass man die Zeit am Wochenende zum Malern braucht? Neue Wohnung Streichen, alte Wohnung streichen nach dem Umzug. Also keine Zeit zum Packen. Dass man nicht vier Zimmer an einem Tag streichen kann, dürfte jedem klar sein, 1,5 Zimmer am Tag sind ein guter Schnitt bei mittelgroßen Zimmern. Meine Erfahrungen dazu habe ich in einem Blog-Post übers Malern und Renovieren zusammengefast.
Und wann beginnt man mit Packen? Nicht erst, wenn die neue Wohnung gefunden ist. Dann muss man nämlich schnell sein, sonst zahlt man doppelt. Und Packen und schnell sein, verträgt sich nicht. Für einen normalen Haushalt Mutter, Vater, 1 Kind, 60 Quadratmeter Wohnung, 3 Zimmer, plane mindestens 3 Monate Packzeit ein! Also neben dem Packen auch noch suchen und wochenlang auf gepackten Kisten sitzen. Was braucht man in der Zeit noch? Was braucht man eher nicht? Was packt man zuerst ein? Was braucht man bis zuletzt?
Aber eins sage ich euch: Planung geht IMMER schief. Niemand schafft es seinen Umzug 100 %ig durchzuplanen. Ja, es wird Stress geben. Ja, dir werden die Nerven durchgehen. Ja, du wirst deinen Partner anbrüllen. Sei dir bewusst, dass das eine vorübergehende Phase ist, in Wirklichkeit liebt ihr euch immer noch über alles!

Wohnung finden – Such, Fiffi, such…
Etwa acht sinnvolle große Portale gibt es für die deutschlandweite onlinesuche plus zahlreiche regionale Wohnungsfinder, Tauschbörsen und Studenten-WG-Suchmaschinen.
Ich habe mich auf folgende konzentriert:
Ein guter Rat: Lege genau fest, was du willst und suche gezielt. Je gezielter man weiß, was man will und vor allem, was man nicht will, desto schneller geht die Suche. Die meisten Portale helfen einem bei der Einschränkung der Suchkriterien mit der 3-Punkt-Suche: Gewünschte Mindest- und Maximal-Größe, gewünschter Maximal-Preis und gewünschte minimale und maximale Zimmeranzahl. Einige Suchbörsen lassen noch viel mehr Kriterien zu, z.B. Art des Hauses, Art der Heizung, Keller, Dachboden, Autostellplatz, Aufzug etc. Praktischerweise kann man sich fast überall diese Suchanfrage abspeichern und neue Angebote als Mail zuschicken lassen. Gezielte Suchen sparen viel Zeit und Nerven. Dennoch: Mehr als einmal änderten wir unsere Suchparameter nachdem wir begriffen hatten, was im Immobilien-Sprech was bedeutet.
Eine weitere Schwierigkeit ist dann mit dem Vermieter in Kontakt zu kommen. Eine Kontaktnummer gibt es in den meisten Fällen, nur dort jemanden zu erreichen, ist Glückssache. Und dann kommt das Problem, dass Besichtigungstermine meistens zur Arbeitszeit berufstätiger Bevölkerung stattfinden. Man sollte also entweder Gleitzeit, flexible Arbeitszeiten oder Urlaub haben. Nur einmal vorneweg, für einen Umzug gehen insgesamt mindestens 6 Urlaubstage drauf. Übrigens kann man auch versuchen einen Tag Sonderurlaub für Umzug beim Arbeitgeber rauszuholen. Hier liest du welche rechtlichen Einschränkungen es für Sonderurlaub gibt.

Nicht schon wieder Kisten packen
Man sagt sich zwar, dass es gar nicht so viel Kram ist, die paar Bücher, die Klamotten kommen am Ende schnell in Säcke und … Schieb es nicht vor dir her. Klar ist nach der Arbeit packen so ziemlich das unattraktivste, was man sich als Feierabendgestaltung vorstellen kann, aber man sollte sich wirklich einen Pack-Plan machen, damit man nicht als erstes einpackt, was man bis zum letzten Tag noch braucht und, damit man kontinuierlich bei der Sache bleibt. Und da man beim Malern am Wochenende nie so weit kommt, wie man eigentlich will, steht man dann doch nach der Arbeit in der neuen Wohnung und macht schnell die letzten Handgriffe, Zeit, die man eigentlich zum Packen bräuchte, und der Umzugstag rückt näher und näher. Für alle, die übrigens zwei Haushalte zu einem zusammenlegen, müssen zwei Umzugstage eingeplant werden.
Wie packt man eigentlich? Kiste auf, Krempel rein, Kiste zu? Mitnichten. Die Kisten dürfen immerhin keine hohlen Stellen haben, sonst kann man sie nicht stapeln. Selbst wenn man sie nicht ganz vollpackt, muss also Füllmasse rein. Mein Tipp: Früh anfangen mit Sammeln, sowohl Kisten als auch Füllmaterial. Grob gerechnet braucht man für 1 Meter Bücher 2 Kartons. Für Bücher die kleinen Kisten nehmen, für leichte Sahen die großen. Man muss die Kisten auch noch anheben können. Alles oberhalb von 8 Kilo ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht tragbar.
Kuscheltiere, Kleidungsstücke und ähnliches eignen sich natürlich ebenfalls gut zum Lücken ausfüllen. Wäsche kann in Müllsäcke, die etwas dickeren, blauen, am besten die mit Faden oben zum zuziehen. Pro Fach eine Tüte ist eine realistische Zahl, denn auch diese Tüten sollten noch zu tragen sein und nicht durchs Gewicht reißen. Wenn man sich draufsetzt und damit die Luft rausdrückt, erreicht man außerdem höhere Stabilität.

Autovermietung oder Umzugsunternehmen
Wie kommen die Sachen von A nach B. Diese Frage sollte so früh, wie möglich geklärt sein. Denn danach richtet sich, wie man packt. Umzugsunternehmen mögen keine kleinen oder leichten Kisten. Deine Freunde und Bekannten mögen keine großen, schweren Kisten. Umzugsunternehmen haben Hebebühnen, du hast Füße und Arme. Umzugsunternehmen kosten ab 1.000 € aufwärts, sind bei größeren Umzügen aber jeden Cent wert. Eine Freunde schleppen für eine Eis und ein Bierchen, aber du musst alles selbst organisieren und trägst das Risiko.
So einen Transporter zu mieten ist gar nicht so einfach. Längst hat sich der Markt etabliert und man findet die unterschiedlichsten Angebote. Von 50 bis 200 Euro am Tag ist alles dabei, inklusive oder exklusive Kraftstoff, Transporter in verschiedenen Größen zu verschiedenen Konditionen. Sich da das richtige Unternehmen herauszusuchen, ist eine Frage des Kleingedruckten. Wer trägt im Schadensfall die Verantwortung und die Kosten? Wie hoch ist die Selbstbeteiligung? Wie ist dein Umzugsgut versichert? All diese Fragen stehen in den Verträgen, und die sollte man sich ganz genau durchlesen, bevor man etwas bucht. Die Größe des Transporters hängt übrigens von zwei Faktoren ab: Der Größe deines größten (nicht zerlegbaren) Schrankes und der Klasse deines Führerscheins. Mit einem Standard B-Führerschein kannst du bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht fahren. Mit einem Sprinter von 2,4 Tonnen Leergewicht sind das also knapp 1000 Bücher. All dies gilt es zu bedenken. Im Ernstfall muss man dann vielleicht eine Fahrt mehr machen.

Trägst du mal meinen Schrank da hoch, bitte?
Wer ein Umzugsunternehmen bucht, zahlt viel, aber hat es leicht. Das ist Umzug mit minimalem Stress. Klar muss man die bezahlten Helfer koordinieren, aber man muss nichts selber tragen. Zieht man mit Freunden als Helfern um, braucht man zuallererst eines: Freunde.
Neben der Wohnungssuche, den Packen, dem Malern und der Transportersuche brauchst du auch viel Zeit, um deine Freunde zu mobilisieren und sie auf einen Termin zu bringen. Im Ernstfall musst du deinen Umzugstermin samt Transporterbuchung nach deinen Freunden richten.
Mädels aufgepasst: Eure Freundinnen sagen zwar alle zu, dass sie beim Helfen gern dabei sind und tragen vielleicht auch die ein oder andere Kiste hoch, aber wie viele von denen können einen Schrank oder ein Regal schleppen, noch dazu eine Treppe hoch? Das ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Ich weiß, wovon ich rede.
Und von denen, die am Anfang gesagt haben, ja, ich helf euch, sind am Ende vielleicht noch 5-10 % da, die auf einen konkreten Termin fest zusagen. Ergo: Nagel deine Freunde wirklich darauf fest. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Unterfangens. Mit 5 Leuten außer dir (und deinem Partner) kann man schon ganz gut arbeiten. Minimum sind aber 2 Freunde, denn einer muss immer unten am Auto bleiben. Je mehr, desto besser und desto schneller. Wenn man genug Leute hat, kann man sie auch auf zwei Wohnungen verteilen – ein Einladetrupp, ein Ausladetrupp, aber dieses Vergnügen haben die wenigsten.
Übrigens: Die meisten Autovermietungen bieten 5 Stunden und 24 Stunden Mietdauer an. Auch, wenn du schnell bist, Einladen und Ausladen dauert. Einen Transporter sinnvoll vollzustapeln, dass bei der Fahrt nix verrutscht oder kaputtgeht, die Sachen alle runtertragen und einladen, das kann zwischen 1-3 Stunden dauern. Dann die Fahrt zur neuen Wohnung. Hier bitte immer Berufsverkehr einplanen. Dort dann das ausladen. Auch, wenn man erst mal alles in den Hausflur stellt, dann hochträgt, während das Auto schon wieder zurück fährt für die nächste Fuhre, auch fürs Ausladen sollte man mindestens zwischen 30 und 90 Minuten, wenn nicht sogar 2 Stunden (bei großen Schränken, Waschmaschinen und Sofas) einplanen. Miete also lieber für 24 Stunden. 4-6 Stunden für eine Fuhre sind völlig normal. Mach dir da mal keine Illusionen.

Der Tag danach
Bei meinem Umzug waren wir am Vormittag außer mir und meinem Freund 2 Träger, Mittags 3 und abends 2 bis 1 helfender Freund. Wir waren vom halb 10 bis 04:47 Uhr morgens auf Achse. Insgesamt über 19 Stunden. Davon effektive Tragezeit 13,5 Stunden. Treppauf, treppab, treppauf, treppab. Der Mensch ist für eine solche Belastung nicht geschaffen, schon gar nicht an einem sonnigen Tag mit 30 Grad Außentemperatur, oder bei strömenden Regen, wie am Schluss des Tages. Auf der vorletzten Fahrt merkte ich, dass sich meine Beine sich langsam verabschiedeten und ich mir eine Sehen überdehnt hatte. Mein Tipp: Ein paar Wochen vorher regelmäßig das Fitnessstudio besuchen und die Beine trainieren, kann gewiss nicht schaden, die Arme erhalten übrigens genug Training beim Packen.
Der Morgen danach: Eigentlich bräuchte man als medizinischer Sonderfall mindestens eine Woche Reha. Ich jedenfalls konnte das eine Bein mit der Bänderdehnung noch eine Woche danach nicht wirklich zum Treppensteigen einsetzen. Gut, dass ich mir eine Woche Urlaub genommen hatte, den brauchte ich auch. Dumm nur, dass ich am nächsten Morgen nach der langen Nacht den Transporter zurückbringen musste. Also nach 2 Stunden Schlaf raus und pünktlich am Abstellort abgeben. Danach zurück und erst mal einen halben Tag Schlafen. Auch dafür war der Urlaub gut. Dann langsam beginnen mit Auspacken, wenn es denn schon geht. In den seltensten Fällen stehen alle Möbel schon an Ort und Stelle. Es muss erst mal alles wieder zusammengeschraubt und hier und da Löcher gebohrt werden. Und dann geht das Auspacken im ungünstigsten Fall erst dann los, wenn die Arbeit auch wieder losgeht und man steht wieder zwei Monate nach der Arbeit im Raum und hantiert mit Kisten, nur diesmal raus statt rein. Mein Rat: Erst die Lampen, dann die Schränke.
All dies muss man aber wissen und bedenken BEVOR man umzieht, deshalb: Nehmt euch bitte diese Tipps zu Herzen und macht nicht dieselben Fehler, wie ich.


Bildnachweise:
By Rudolf Stricker (Own work) [Attribution], via Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3APortes_ouvertes_150e_anniversaire_CICR_7.JPG By Erdrokan (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ACat_in_a_big_box.jpg By CelloPics (http://www.flickr.com/photos/mtip/4924043780/) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons 



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1 Kommentar:

  1. Danke für die wirklich sehr, sehr hilfreichen Tipps!!
    Bei meinem Umzug hat mir eine Umzugscheckliste sehr geholfen. Da kann man Punkt für Punkt abhaken was vor und nach dem Umzug alles zu erledigen ist. Hab hier eine wirklich gutes Beispiel für so eine Liste: https://www.antstrans.at/ihr-privatumzug/umzugscheckliste

    MfG Harry

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