Ich habe in den letzten Wochen und Monaten
einige Erfahrungen zum Thema Umzug gemacht, die ich gerne mit euch teilen
möchte, damit ihr nicht die gleichen dummen Fehler macht, wie ich.
Vor
zwei Jahren reifte der Entschluss zum Umzug. Jetzt ist es endlich geschafft. Es
kam einfach zu viel dazwischen und dann gibt es außerdem noch diese kleinen
Probleme, die uns der Alltag immer wieder in den Weg stellt.
Gute Planung ist das A und O
Gute
Planung beginnt beim Job. Eine Wohnung mieten kann nur jemand mit einem festen
Einkommen. Wenn du einen festen Job hast, sorge dafür, dass du ihn behältst.
Nichts ist lästiger, als Bewerbungen zu schreiben während man Umziehen will und
Packen muss, auch, wenn die „freie Zeit“ erst mal verlockend erscheint. Außerdem
kannst du ab Bezug von Hartz 4 deine neue Wohnung gleich wieder vergessen. Über
deren Größe und Beschaffenheit entscheidet von da an nämlich das Amt. Umziehen
mit Hartz 4 hat zwar den Vorteil, dass dir der Staat Umzug und Miete bezahlt,
aber der Staat bestimmt dann auch, ob du umziehen kannst und in welche Wohnung.
Und gerade weil du deinen Job behalten willst und du weißt, dass du jeden Abend
nach der Arbeit mindestens vier Stunden packen musst, und diese Mehrbelastung
echt schlaucht, heißt es doppelt: Gute Planung ist das A und O. Gute Planung
heißt weniger Stress. Oh, und hatte ich auch erwähnt, dass man die Zeit am
Wochenende zum Malern braucht? Neue Wohnung Streichen, alte Wohnung streichen
nach dem Umzug. Also keine Zeit zum Packen. Dass man nicht vier Zimmer an einem
Tag streichen kann, dürfte jedem klar sein, 1,5 Zimmer am Tag sind ein guter
Schnitt bei mittelgroßen Zimmern. Meine Erfahrungen dazu habe ich in einem Blog-Post
übers Malern und Renovieren zusammengefast.
Und
wann beginnt man mit Packen? Nicht erst, wenn die neue Wohnung gefunden ist.
Dann muss man nämlich schnell sein, sonst zahlt man doppelt. Und Packen und schnell
sein, verträgt sich nicht. Für einen normalen Haushalt Mutter, Vater, 1 Kind,
60 Quadratmeter Wohnung, 3 Zimmer, plane mindestens 3 Monate Packzeit ein! Also
neben dem Packen auch noch suchen und wochenlang auf gepackten Kisten sitzen.
Was braucht man in der Zeit noch? Was braucht man eher nicht? Was packt man
zuerst ein? Was braucht man bis zuletzt?
Aber
eins sage ich euch: Planung geht IMMER schief. Niemand schafft es seinen Umzug
100 %ig durchzuplanen. Ja, es wird Stress geben. Ja, dir werden die Nerven
durchgehen. Ja, du wirst deinen Partner anbrüllen. Sei dir bewusst, dass das
eine vorübergehende Phase ist, in Wirklichkeit liebt ihr euch immer noch über
alles!
Wohnung finden – Such, Fiffi, such…
Etwa
acht sinnvolle große Portale gibt es für die deutschlandweite onlinesuche plus
zahlreiche regionale Wohnungsfinder, Tauschbörsen und
Studenten-WG-Suchmaschinen.
Ich
habe mich auf folgende konzentriert:
www.immonet.de, www.wohnungsmarkt24.de, www.immowelt.de, www.immobilienscout24.de und www.wohnungsboerse.de.
Ein guter Rat: Lege genau fest, was du
willst und suche gezielt. Je gezielter man weiß, was man will und vor allem,
was man nicht will, desto schneller geht die Suche. Die meisten Portale helfen
einem bei der Einschränkung der Suchkriterien mit der 3-Punkt-Suche: Gewünschte
Mindest- und Maximal-Größe, gewünschter Maximal-Preis und gewünschte minimale
und maximale Zimmeranzahl. Einige Suchbörsen lassen noch viel mehr Kriterien
zu, z.B. Art des Hauses, Art der Heizung, Keller, Dachboden, Autostellplatz,
Aufzug etc. Praktischerweise kann man sich fast überall diese Suchanfrage
abspeichern und neue Angebote als Mail zuschicken lassen. Gezielte Suchen sparen
viel Zeit und Nerven. Dennoch: Mehr als einmal änderten wir unsere Suchparameter
nachdem wir begriffen hatten, was im Immobilien-Sprech was bedeutet.
Eine
weitere Schwierigkeit ist dann mit dem Vermieter in Kontakt zu kommen. Eine
Kontaktnummer gibt es in den meisten Fällen, nur dort jemanden zu erreichen,
ist Glückssache. Und dann kommt das Problem, dass Besichtigungstermine meistens
zur Arbeitszeit berufstätiger Bevölkerung stattfinden. Man sollte also entweder
Gleitzeit, flexible Arbeitszeiten oder Urlaub haben. Nur einmal vorneweg, für
einen Umzug gehen insgesamt mindestens 6 Urlaubstage drauf. Übrigens kann man
auch versuchen einen Tag Sonderurlaub für Umzug beim Arbeitgeber rauszuholen.
Hier liest du welche rechtlichen
Einschränkungen es für Sonderurlaub gibt.
Nicht schon wieder Kisten packen
Man
sagt sich zwar, dass es gar nicht so viel Kram ist, die paar Bücher, die
Klamotten kommen am Ende schnell in Säcke und … Schieb es nicht vor dir her.
Klar ist nach der Arbeit packen so ziemlich das unattraktivste, was man sich
als Feierabendgestaltung vorstellen kann, aber man sollte sich wirklich einen
Pack-Plan machen, damit man nicht als erstes einpackt, was man bis zum letzten
Tag noch braucht und, damit man kontinuierlich bei der Sache bleibt. Und da man
beim Malern am Wochenende nie so weit kommt, wie man eigentlich will, steht man
dann doch nach der Arbeit in der neuen Wohnung und macht schnell die letzten
Handgriffe, Zeit, die man eigentlich zum Packen bräuchte, und der Umzugstag
rückt näher und näher. Für alle, die übrigens zwei Haushalte zu einem
zusammenlegen, müssen zwei Umzugstage eingeplant werden.
Wie
packt man eigentlich? Kiste auf, Krempel rein, Kiste zu? Mitnichten. Die Kisten
dürfen immerhin keine hohlen Stellen haben, sonst kann man sie nicht stapeln.
Selbst wenn man sie nicht ganz vollpackt, muss also Füllmasse rein. Mein Tipp: Früh anfangen mit Sammeln,
sowohl Kisten als auch Füllmaterial. Grob gerechnet braucht man für 1 Meter
Bücher 2 Kartons. Für Bücher die kleinen Kisten nehmen, für leichte Sahen die
großen. Man muss die Kisten auch noch anheben können. Alles oberhalb von 8 Kilo
ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht tragbar.
Kuscheltiere, Kleidungsstücke
und ähnliches eignen sich natürlich ebenfalls gut zum Lücken ausfüllen. Wäsche
kann in Müllsäcke, die etwas dickeren, blauen, am besten die mit Faden oben zum
zuziehen. Pro Fach eine Tüte ist eine realistische Zahl, denn auch diese Tüten
sollten noch zu tragen sein und nicht durchs Gewicht reißen. Wenn man sich draufsetzt und damit die Luft rausdrückt, erreicht man außerdem höhere Stabilität.
Autovermietung oder Umzugsunternehmen
Wie
kommen die Sachen von A nach B. Diese Frage sollte so früh, wie möglich geklärt
sein. Denn danach richtet sich, wie man packt. Umzugsunternehmen mögen keine
kleinen oder leichten Kisten. Deine Freunde und Bekannten mögen keine großen, schweren Kisten.
Umzugsunternehmen haben Hebebühnen, du hast Füße und Arme. Umzugsunternehmen
kosten ab 1.000 € aufwärts, sind bei größeren Umzügen aber jeden Cent wert.
Eine Freunde schleppen für eine Eis und ein Bierchen, aber du musst alles
selbst organisieren und trägst das Risiko.
So
einen Transporter zu mieten ist gar nicht so einfach. Längst hat sich der Markt
etabliert und man findet die unterschiedlichsten Angebote. Von 50 bis 200 Euro
am Tag ist alles dabei, inklusive oder exklusive Kraftstoff, Transporter in
verschiedenen Größen zu verschiedenen Konditionen. Sich da das richtige
Unternehmen herauszusuchen, ist eine Frage des Kleingedruckten. Wer trägt im
Schadensfall die Verantwortung und die Kosten? Wie hoch ist die Selbstbeteiligung?
Wie ist dein Umzugsgut versichert? All diese Fragen stehen in den Verträgen,
und die sollte man sich ganz genau durchlesen, bevor man etwas bucht. Die Größe
des Transporters hängt übrigens von zwei Faktoren ab: Der Größe deines größten
(nicht zerlegbaren) Schrankes und der Klasse deines Führerscheins. Mit einem
Standard B-Führerschein kannst du bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht fahren. Mit
einem Sprinter von 2,4 Tonnen Leergewicht sind das also knapp 1000 Bücher. All
dies gilt es zu bedenken. Im Ernstfall muss man dann vielleicht eine Fahrt mehr
machen.
Trägst du mal meinen Schrank da hoch, bitte?
Wer
ein Umzugsunternehmen bucht, zahlt viel, aber hat es leicht. Das ist Umzug mit
minimalem Stress. Klar muss man die bezahlten Helfer koordinieren, aber man
muss nichts selber tragen. Zieht man mit Freunden als Helfern um, braucht man
zuallererst eines: Freunde.
Neben
der Wohnungssuche, den Packen, dem Malern und der Transportersuche brauchst du
auch viel Zeit, um deine Freunde zu mobilisieren und sie auf einen Termin zu
bringen. Im Ernstfall musst du deinen Umzugstermin samt Transporterbuchung nach
deinen Freunden richten.
Mädels
aufgepasst: Eure Freundinnen sagen zwar alle zu, dass sie beim Helfen gern
dabei sind und tragen vielleicht auch die ein oder andere Kiste hoch, aber wie
viele von denen können einen Schrank oder ein Regal schleppen, noch dazu eine
Treppe hoch? Das ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Ich weiß, wovon ich rede.
Und
von denen, die am Anfang gesagt haben, ja, ich helf euch, sind am Ende
vielleicht noch 5-10 % da, die auf einen konkreten Termin fest zusagen. Ergo: Nagel deine Freunde wirklich
darauf fest. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des gesamten Unterfangens. Mit 5
Leuten außer dir (und deinem Partner) kann man schon ganz gut arbeiten. Minimum
sind aber 2 Freunde, denn einer muss immer unten am Auto bleiben. Je mehr,
desto besser und desto schneller. Wenn man genug Leute hat, kann man sie auch
auf zwei Wohnungen verteilen – ein Einladetrupp, ein Ausladetrupp, aber dieses
Vergnügen haben die wenigsten.
Übrigens: Die meisten Autovermietungen
bieten 5 Stunden und 24 Stunden Mietdauer an. Auch, wenn du schnell bist,
Einladen und Ausladen dauert. Einen Transporter sinnvoll vollzustapeln, dass bei der Fahrt nix verrutscht oder kaputtgeht, die
Sachen alle runtertragen und einladen, das kann zwischen 1-3 Stunden dauern.
Dann die Fahrt zur neuen Wohnung. Hier bitte immer Berufsverkehr einplanen.
Dort dann das ausladen. Auch, wenn man erst mal alles in den Hausflur stellt,
dann hochträgt, während das Auto schon wieder zurück fährt für die nächste
Fuhre, auch fürs Ausladen sollte man mindestens zwischen 30 und 90 Minuten,
wenn nicht sogar 2 Stunden (bei großen Schränken, Waschmaschinen und Sofas)
einplanen. Miete also lieber für 24 Stunden. 4-6 Stunden für eine Fuhre sind
völlig normal. Mach dir da mal keine Illusionen.
Der Tag danach
Bei
meinem Umzug waren wir am Vormittag außer mir und meinem Freund 2 Träger,
Mittags 3 und abends 2 bis 1 helfender Freund. Wir waren vom halb 10 bis 04:47
Uhr morgens auf Achse. Insgesamt über 19 Stunden. Davon effektive Tragezeit 13,5
Stunden. Treppauf, treppab, treppauf, treppab. Der Mensch ist für eine solche
Belastung nicht geschaffen, schon gar nicht an einem sonnigen Tag mit 30 Grad Außentemperatur,
oder bei strömenden Regen, wie am Schluss des Tages. Auf der vorletzten Fahrt
merkte ich, dass sich meine Beine sich langsam verabschiedeten und ich mir eine
Sehen überdehnt hatte. Mein Tipp: Ein
paar Wochen vorher regelmäßig das Fitnessstudio besuchen und die Beine
trainieren, kann gewiss nicht schaden, die Arme erhalten übrigens genug
Training beim Packen.
Der
Morgen danach: Eigentlich bräuchte man als medizinischer Sonderfall mindestens
eine Woche Reha. Ich jedenfalls konnte das eine Bein mit der Bänderdehnung noch
eine Woche danach nicht wirklich zum Treppensteigen einsetzen. Gut, dass ich
mir eine Woche Urlaub genommen hatte, den brauchte ich auch. Dumm nur, dass ich
am nächsten Morgen nach der langen Nacht den Transporter zurückbringen musste.
Also nach 2 Stunden Schlaf raus und pünktlich am Abstellort abgeben. Danach
zurück und erst mal einen halben Tag Schlafen. Auch dafür war der Urlaub gut. Dann
langsam beginnen mit Auspacken, wenn es denn schon geht. In den seltensten
Fällen stehen alle Möbel schon an Ort und Stelle. Es muss erst mal alles wieder
zusammengeschraubt und hier und da Löcher gebohrt werden. Und dann geht das Auspacken
im ungünstigsten Fall erst dann los, wenn die Arbeit auch wieder losgeht und
man steht wieder zwei Monate nach der Arbeit im Raum und hantiert mit Kisten,
nur diesmal raus statt rein. Mein Rat:
Erst die Lampen, dann die Schränke.
All
dies muss man aber wissen und bedenken BEVOR man umzieht, deshalb: Nehmt euch
bitte diese Tipps zu Herzen und macht nicht dieselben Fehler, wie ich.
Bildnachweise:
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Rudolf Stricker (Own work) [Attribution], via Wikimedia Commons
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(http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
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Danke für die wirklich sehr, sehr hilfreichen Tipps!!
AntwortenLöschenBei meinem Umzug hat mir eine Umzugscheckliste sehr geholfen. Da kann man Punkt für Punkt abhaken was vor und nach dem Umzug alles zu erledigen ist. Hab hier eine wirklich gutes Beispiel für so eine Liste: https://www.antstrans.at/ihr-privatumzug/umzugscheckliste
MfG Harry