Am 1.1. 2002 betrat in 11 Ländern
der Euro die Bühne. Das waren damals Belgien, Deutschland, Finnland,
Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und
Spanien. Erst später kamen Griechenland (2001), Slowenien (2007) Malta und
Zypern (2008), die Slowakei (2009) Estland (2011), Lettland (2014) und Litauen
(2015) dazu.
Begonnen hatte alles schon 1968.
Da wurde die Zollunion beschlossen. 1970 wurde dann im so genannten Werner-Plan
festgelegt, bis 1980 eine Währungsunion zu gründen. Einige Krisen später wurde
1979 das Europäische Währungssystem (EWS) eingerichtet und der ECU (European
Curency Unit) geschaffen – ein Vorläufer des Euro, der als Rechnungseinheit
innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG), später EU, größere Schwankungen
der nationalen Währungen verhindern sollte. 1988/89 erst wurde dann der Schritt
zu einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion nach dem Vorschlag des
Delors-Berichts beschlossen: Ab 1.7.1990 herrschte in den EG-Staaten freier
Kapitalverkehr, im Dezember 1991 wurde der maßgebende Vertrag von Maastricht
beschlossen. 1994 wird das Europäische Wirtschaftsinstitut (EWI) als Vorläufer
der EZB geschaffen, 1995 wird der Name „Euro“ festgelegt und ein Zeitplan
erstellt. Am 2.5.1998 wird die Einführung des Euro dann endgültig beschlossen,
ab dem 1.1.1999 wurden mit der Gründung der EZB die Wechselkurse
festgeschrieben, der Euro wird zur offiziellen Währung und als Buchgeld
eingeführt, bargeldlose Zahlungen in Euro sind möglich. Offizielle Münzen und
Scheine werden aber erst ab dem 1.1.2002 ausgegeben.
Warum heißt der Euro
eigentlich Euro?
Die Bezeichnung der Vorgängerwährung ECU hatte man als zu
technisch abgelehnt. Schade, denn Écu ist der Name einer
französischen Münze, die über mehrere Jahrhunderte als Zahlungsmittel galt. Sie
hatte ihren Namen von lat. scutum „Schild“; frz. écu „Schild“,
„Wappenschild“. Die Benennung nach einer der bereits vorhandenen Währungen
lehnte man wegen Bevorzugung ab. In Anlehnung an den auf einige Medaillen im
Sport aufgeprägten Begriff Euro, entschied man sich für den heutigen Namen "Euro".
Die Untereinheit „Cent“ stammt von centesimus (lat.
„der Hundertste“ bzw. „das Hundertstel“) ab. Besonders bekannt als Untereinheit
des Dollar, wurde diese Bezeichnung in Abwandlungen aber schon seit langem in
Europa verwendet: Céntimo, Centime,
Centavo und Centesimo. Auch nach Einführung des Euro dürfen nach
Vereinbarung der Länder verschiedene schon vorhandene Begriffe für die
Untereinheit verwendet werden: In Frankreich und Belgien (centimes),
Italien (centesimi),
Portugal (centavos), Finnland (sentti)
und Griechenland λεπτό (Lepto),
die ehemalige Untereinheit der Drachme.
Und woher kamen eigentlich die Namen der früheren Münzen?
Die Bezeichnungen für die
einzelnen Münzen in den Euro-Mitgliedsländern ist ein spannendes Thema.
Die Finnische Markka und die Deutsche
Mark haben beispielsweise einen gemeinsamen Ursprung: Die Lübische Mark des
Wendischen Münzvereins, die vom Ende des 14. Jh. bis ins 16. Jh. hinein die
wichtigste Handelsmünze im Ostseeraum war. Dabei war Mark eigentlich eine
Gewichtsbezeichnung: Zwei Mark waren ein Pfund. Von 1524 bis 1857 war die
Kölner Mark (232 -235 g) das Grundgewicht für das ganze Deutsche Reich.
Deutsche Mark und Finnische Markka |
Das Pfund als Gewichtseinheit hat übrigens nicht nur die britische
Währung im Namen, sondern auch die italienische
Lira und das irische Punt. Das
Pfund hieß im lateinischen libra und
wurde von Karl dem Großen bei der Münz-,
Gewichts- und Maßreform 793/94 für das große Frankreich als Rechenbasis
eingeführt. 1 Pfund = 20 Schillinge = 240 Pfennige (Denare). Von Libra stammt
übrigens auch der Name Livre der alten französischen Münzen.
Der Schilling ist die zweitgrößte Gewichtseinheit nach dem Pfund. Vom 14.
Jh. bis 1971 gab es ihn in England. Bis zur Einführung des Euro war er
Zahlungsmittel in Österreich. Auch im Raum Hamburg gab es Schillinge von etwa
1300 bis 1855. Der Name stammt vom gotischen skilding und bezeichnet eine Art Schild. Auch der portugiesische Escudo trägt Schild im
Namen (lateinisch scutum).
Viele Münzen sind also nach
Gewichtseinheiten benannt. Die Drachme
ist abgeleitet von δράσσειν, attisch δράττειν, „ergreifen, nehmen“; wörtlich
„Genommenes“ im Sinne von „eine Handvoll“). Auch sie ist eine antike Gewichts-
und Münzeinheit. Die spanische Peseta
kommt von der Silbermünze „Peso“, den Karl I. in Nachahmung des deutschen
Talers ab ca. 1535 einführte. Peso bedeutet: Gewicht. Sie wurde die wichtigste
Handelsmünze im Mittelmeerraum, Afrika und im Nahen Osten. Dort wurde sie
Piaster oder Duro (von Taler) genannt. Die ab 1707 geprägte Münze hieß Peseta
(kleiner Peso) und war einen Viertel Peso wert.
alte Florin und moderne Gulden |
Der Gulden kommt in seiner Bezeichnung wohl vom Wort gülden bzw.
golden. Die ehemalige niederländische Währung Gulden (franz. Florin) gab es
bereits in den italienischen Handelsstädten Florenz, Genua und Venedig seit
1252. Dort nach dem Prägungsort „Florenus“ benannt, trugen sie den Namen in der
Abkürzung (fl) bis zur Währungsunion. Gulden waren durch reisende Kaufleute bis
ins Rheinland (Rheinischer Gulden um 1380) und Süddeutschland verbreitet. Von
der in Florenz geprägten Münze Florin leitet sich übrigens auch der Name für
die ungarische Währung „Forint“ her. Die Untereinheit „Fillér“ kommt hingegen
von der deutschen Münze Heller, oder Haller, die ihren Namen ebenfalls von
ihrem Prägungsort, hier Hall am Kocher (heute Schwäbisch Hall), hat.
Kaum bekannt ist, dass die
Bezeichnung „Dollar“ sich ebenfalls von einem Prägungsort ableitet. Der Dollar
kommt vom Wort Taler, dies wiederum vom Joachimsthaler (da 1519 im böhmischen
Joachimsthal geprägt). Der Joachimsthaler verlor irgendwann seinen Vornamen und
hieß von Stund an nur noch Taler.
Weder nach Gewichten, noch nach
Prägungsorten ist hingegen der Franken
oder Franc benannt, der bis zur Euroumstellung in Belgien, Frankreich und
Luxemburg gültig war und heute noch in der Schweiz verwendet wird. Sie wurde
nach Johann dem Guten benannt, König der Franken oder „Francorum Rex“. Nachdem
er 1356 von den Engländern bei Poitiers gefangengenommen worden war, wurde auf
drei Millionen Goldmünzen Lösegeld ein „franc“ aufgeprägt, was so viel, wie
„frei“ bedeutete. Nach der französischen Revolution besann man sich auf den
Namen, der so gut zum Zeitgeist passte und nannte die Währung „Franc“. Andere
Länder, wie Belgien und die Schweiz kamen durch die Lateinische Münzunion zu
dem Namen.
Während Lettische „Lats“ und Litauische
„Litas“ nach ihrem jeweiligen Landesnamen benannt wurden, als sie den Rubel ablösten, leiten
sich die estnischen und slowakischen
Kronen von der aufgeprägten Krone über dem Wappen her. Solche Benennungen
nach aufgeprägten Symbolen kennt man auch vom „Kreuzer“ (Kreuz), Rappen (Raben,
ein schlecht getroffener Adler) oder Batzen (Bär).
Die Herkunft der Namen unserer ehemaligen Münzen gerät langsam in Vergessenheit, dabei prägen sie, wie kaum ein anderer Gegenstand das, was uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind: Eine europäische Gemeinschaft, die in Eintracht miteinander Handel treibt, statt sich in Kriegen abzuschlachten. Seit nunmehr fast 70 Jahren herrscht Frieden in Europa. Hoffen wir, dass das noch mindestens weitere 70 Jahre so bleibt.
Die Herkunft der Namen unserer ehemaligen Münzen gerät langsam in Vergessenheit, dabei prägen sie, wie kaum ein anderer Gegenstand das, was uns zu dem gemacht hat, was wir jetzt sind: Eine europäische Gemeinschaft, die in Eintracht miteinander Handel treibt, statt sich in Kriegen abzuschlachten. Seit nunmehr fast 70 Jahren herrscht Frieden in Europa. Hoffen wir, dass das noch mindestens weitere 70 Jahre so bleibt.
Zum Weiterlesen:
Quellen:
„Euro – Unser Geld fürs nächste
Jahrhundert“, herausg. Von der Aktionsgemeinschaft Euro, Mai 1998 Bonn.
Roger Rössing „Wie der Hering zu
Bismarcks Namen kam“, Komet Verlag 2002, S. 9
Bildnachweise:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/6/67/Fin-mark1866.jpg
Karsten Heuckeroth via Wikimedia Commons
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b8/1_mark_brd_1967_retouched.jpg
lordnikon via Wikimedia Commons
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/e/e0/Goldgulden_Bayern-Holland_1378-1389.png
Herzog Wilhelm I. von Bayern-Straubing und Miichalle via Wikimedia Commons
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Fiorino_1347.jpg
Carlomorino via Wikimedia Commons
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