Montag, 9. März 2015

Bei dir piepts wohl – Was Töne mit uns machen können


Ich habe es mir gerade im Wohnzimmer gemütlich gemacht, da piept es in der Küche. Ach, nur die Kaffeemaschine, denke ich. Der kann ruhig etwas abkühlen. 5 Minuten später piept es nochmal, die Mikrowelle meldet, dass sie meinen Auflauf aufgewärmt hat, aber ich bin zu faul zum Aufstehen. Doch keine Minute später piept wieder, der Herd meldet mir, dass der Kuchen aus dem Ofen genommen werden muss. Diesmal gehe ich hin. Während ich das Blech aus dem Ofen herausziehe, meldet sich piepend die Geschirrspülmaschine. Als ich mich dann gerade mit meinem Essen bei einer Tasse Kaffee niederlassen möchte, piept plötzlich mein Handy. Jemand hat mir eine SMS geschickt. Und während ich die erste Gabel mit diesem köstlichen Auflauf in mich hineinschiebe, überlege ich wann das eigentlich angefangen hat.

Der moderne Mensch weiß blind eine Vielzahl an Pieptönen zu unterschieden und den richtigen Geräten zuzuordnen, kann aber keine zwei Vogelstimmen auseinanderhalten. Blind können wir anhand des Pieptons sagen, ob die Waschmaschine an- oder ausgeschaltet wurde, mit welchem Programm die Mikrowelle lief, wer gerade eine SMS geschrieben hat oder ob uns Kaffeemaschine, Herd oder Spülmaschine drangsalieren. Zwitschert draußen eine Blaumeise oder eine Amsel? - Keine Ahnung.
 
Kinder lernen heute von Anfang an mit diesen Pieptönen umzugehen. Für sie ist das alltäglich seit der ersten Lernphase in der frühesten Kindheit. Bringt uns diese Fähigkeit ähnliche Pieptöne zu unterscheiden letztendlich zu einem besseren Gehör? Kann man dann auch Tonhöhenunterschiede einfacher feststellen? Oder können so trainierte Menschen weit über die 25-Jahre-Grenze hinaus diesen ekligen hohen Ton wahrnehmen?


Eine interessante Frage, die Musikwissenschaftler sicherlich mit einigen Tests beantworten könnten. Ich glaube aber nicht, dass es Auswirkungen hat. Die menschliche Stimme kann weit mehr Töne produzieren, als wir jemals imstande sindPieptöne zu unterscheiden. Allein das Hören von Sprache sollte unser Gehör also genug schärfen. Lediglich das Gedächtnis wird heute mehr trainiert. Die Entscheidung ein charakteristisches Geräusch im Gedächtnis zu behalten, ist heute mehr denn je ein evolutionärer Vorteil. Wer weiß, wer wo fiept, muss manche Wege nicht doppelt gehen, verbraucht dadurch weniger Energie. Ob hingegen ein Vogel piept, hat zu keiner Zeit irgendjemandem geholfen. Wir trainieren also mit der Belohnung weniger laufen zu müssen unser Gedächtnis und sind damit in der Lage, darauf aufbauend später andere Dinge besser zu behalten.

Spannend wird die ganze Sache, dachte ich bei mir, als ich mir den letzten Happen in den Mund schob, die Spülmaschine ausräumte und den dreckigen Teller hineinstellte, wenn man diese Idee mit dem Pawlowschen Hund in Verbindung bringt, der darauf trainiert wurde, immer dann zu sabbern, wenn das Licht angeht. Kombiniert man jetzt einen der Pieptöne kontinuierlich mit einer Erinnerung oder einem bestimmten Fakt, könnte man vielleicht bald in der Lage sein, sich bestimmte Dinge über Töne zu merken und damit im wahrsten Sinne des Wortes ein Tongedächtnis aufzubauen.

Sinnvoll Töne nuanciert unterscheiden zu können ist es allemal. In meinem letzten Blogbeitrag schrieb ich darüber wie wichtig die Betonung für den Sinnzusammenhang und das Verstehen manchmal sein kann. Solche Nuancen zu  hören, ist auch eine Kunst, die uns im Leben Vorteile und Nachteile verschaffen kann.

Natürlich ließe sich auch das durch Medien und Konzerne nutzen, indem sie über Jahre hinweg bestimmte Geräusche verbreiten und diese mit einer bestimmten Handlungsaufforderung verknüpfen. Nun, vielleicht tun sie das schon längst und wir haben es nur noch nicht mitbekommen.

Das Piepen meins Weckers holte mich in die Gegenwart zurück. Jetzt schnell anziehen und  los, sonst komme ich noch zu spät zum Fitnesskurs.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen