Ich habe
es mir gerade im Wohnzimmer gemütlich gemacht, da piept es in der Küche. Ach,
nur die Kaffeemaschine, denke ich. Der kann ruhig etwas abkühlen. 5 Minuten
später piept es nochmal, die Mikrowelle meldet, dass sie meinen Auflauf
aufgewärmt hat, aber ich bin zu faul zum Aufstehen. Doch keine Minute später piept
wieder, der Herd meldet mir, dass der Kuchen aus dem Ofen genommen werden muss.
Diesmal gehe ich hin. Während ich das Blech aus dem Ofen herausziehe, meldet
sich piepend die Geschirrspülmaschine. Als ich mich dann gerade mit meinem Essen
bei einer Tasse Kaffee niederlassen möchte, piept plötzlich mein Handy. Jemand
hat mir eine SMS geschickt. Und während ich die erste Gabel mit diesem köstlichen
Auflauf in mich hineinschiebe, überlege ich wann das eigentlich angefangen hat.
Der
moderne Mensch weiß blind eine Vielzahl an Pieptönen zu unterschieden und den
richtigen Geräten zuzuordnen, kann aber keine zwei Vogelstimmen auseinanderhalten.
Blind können wir anhand des Pieptons sagen, ob die Waschmaschine an- oder
ausgeschaltet wurde, mit welchem
Programm die Mikrowelle lief, wer gerade eine SMS geschrieben hat oder ob uns Kaffeemaschine, Herd oder Spülmaschine
drangsalieren. Zwitschert draußen eine Blaumeise oder eine Amsel? - Keine
Ahnung.
Kinder
lernen heute von Anfang an mit diesen Pieptönen umzugehen. Für sie ist das
alltäglich seit der ersten Lernphase in der frühesten Kindheit. Bringt uns
diese Fähigkeit ähnliche Pieptöne zu unterscheiden letztendlich zu einem besseren
Gehör? Kann man dann auch Tonhöhenunterschiede einfacher feststellen? Oder können
so trainierte Menschen weit über die 25-Jahre-Grenze hinaus diesen ekligen
hohen Ton wahrnehmen?
Eine
interessante Frage, die Musikwissenschaftler sicherlich mit einigen Tests
beantworten könnten. Ich glaube aber nicht, dass es Auswirkungen hat. Die
menschliche Stimme kann weit mehr Töne produzieren, als wir jemals imstande
sind, Pieptöne zu unterscheiden. Allein das
Hören von Sprache sollte unser Gehör also genug schärfen. Lediglich das
Gedächtnis wird heute mehr trainiert. Die Entscheidung ein charakteristisches
Geräusch im Gedächtnis zu behalten, ist heute mehr denn je ein evolutionärer
Vorteil. Wer weiß, wer wo fiept, muss manche Wege nicht doppelt gehen,
verbraucht dadurch weniger Energie. Ob hingegen ein Vogel piept, hat zu keiner
Zeit irgendjemandem geholfen. Wir trainieren also mit der Belohnung weniger
laufen zu müssen unser Gedächtnis und sind damit in der Lage, darauf aufbauend
später andere Dinge besser zu behalten.
Spannend
wird die ganze Sache, dachte ich bei mir, als ich mir den letzten Happen in den
Mund schob, die Spülmaschine ausräumte und den dreckigen Teller hineinstellte, wenn
man diese Idee mit dem Pawlowschen Hund in Verbindung bringt, der darauf
trainiert wurde, immer dann zu sabbern, wenn das Licht angeht. Kombiniert man
jetzt einen der Pieptöne kontinuierlich mit einer Erinnerung oder einem
bestimmten Fakt, könnte man vielleicht bald in der Lage sein, sich bestimmte
Dinge über Töne zu merken und damit im wahrsten Sinne des Wortes ein
Tongedächtnis aufzubauen.
Sinnvoll
Töne nuanciert unterscheiden zu können ist es allemal. In meinem letzten
Blogbeitrag schrieb ich darüber wie wichtig die
Betonung für den Sinnzusammenhang und das Verstehen manchmal sein kann.
Solche Nuancen zu hören, ist auch eine
Kunst, die uns im Leben Vorteile und Nachteile verschaffen kann.
Natürlich
ließe sich auch das durch Medien und Konzerne nutzen, indem sie über Jahre
hinweg bestimmte Geräusche verbreiten und diese mit einer bestimmten
Handlungsaufforderung verknüpfen. Nun, vielleicht tun sie das schon längst und
wir haben es nur noch nicht mitbekommen.
Das Piepen
meins Weckers holte mich in die Gegenwart zurück. Jetzt schnell anziehen
und los, sonst komme ich noch zu spät
zum Fitnesskurs.
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