Mittwoch, 25. Juni 2014

Warum klebt Alleskleber nicht in der Tube? - Sinnvolle Antworten auf sinnlose Fragen – Teil 5



Warum klebt Alleskleber nicht in der Tube?
Alleskleber klebt alles, außer in der Tube. Alle Alleskleber habe eines gemeinsam: Sie sind Flüssig und werden fest. Dieses Aushärten nennt man auch trocknen. Dabei trocknet der Kleber gar nicht, er wird nass.
Der Kleber in der Tube härtet aus, wenn er mit Luft in Kontakt kommt. Dabei geschehen chemische Prozesse. Der Kleber reagiert mit dem Wasser in der Luft, also der Luftfeuchtigkeit. Das kann man ganz einfach sehen, wenn man Kleber unter Wasser aus der Tube drückt. Dann entsteht sofort ein fester Klumpen Kleber, obwohl der Kleber gar nicht mit Luft in Berührung gekommen ist.

Andere Kleber basieren tatsächlich auf der Lösungsmittelverdunstung. Kleine Plastikteilchen (z.B. Polyvinylacetat) werden aufgelöst im Lösungsmittel (z.B.: Aceton). Kommt dieses Gemisch mit Luft in Berührung, verdampft das Lösungsmittel und die Plastikteilchen kommen wieder zusammen, härten aus und kleben.
In ihrer flüssigen Form können Kleber nicht kleben, deswegen klebt Kleber auch nicht in der Tube. Kleber klebt erst, wenn er mit Luft in Berührung kommt. Wäre also Luft in der Tube, würde der Alleskleber auch die Tubenwände verkleben. In Plastiktuben geschieht das schneller, als in Metalltuben weil die Dampfdiffusion durch Metall geringer ist (Quelle2). Lässt man also den Kleber längere Zeit liegen, wird er auch in der Tube fest. Das geht schneller, wenn z.B. eine Verunreinigung in die Tube gekommen ist, um die herum der Kleber auszukristallisieren beginnt. Moderne Alleskleber härten erst aus, wenn sie fest zusammengepresst werden und sind bis dahin flüssig. Die Tube kann also auch eine Weile offen stehen ohne gleich fest zu werden.




Bildnachweise:
By Babi Hijau (Photo taken by own) [Public domain], via Wikimedia Commons


Weitere Teile der Serie „Sinnvolle Antworten auf sinnlose Fragen:

Mittwoch, 18. Juni 2014

Die WM in den Favelas oder: Deutsche jammern auf hohem Niveau





Deutschland jubelt nach dem 4:0-Sieg in der Vorrunde der Fußball-WM gegen Portugal. Wir alle freuen uns, wenn Deutschland weiterkommt. Und doch hat die WM in Brasilien einen bitteren Beigeschmack. Die Favelas, die Armenviertel Brasiliens sind Schauplatz brutaler Gewalt. Diese geht einerseits aus von den Gangs der Viertel, die sich nun verstärkt zeigen, andererseits von Armee und Polizei, die diese Armenviertel schwer bewacht, nach außen abschirmt, teilweise räumen lässt und dem Mord an einer Polizistin auch immer häufiger Razzien durchführt, die blutig eskalieren. Das alles passierte bereits im Februar und hat sich bis heute aufgeheizt.

Seit einigen Monaten finden daher nun immer wieder große Protestdemonstrationen gegen die WM statt. Diese richten sich einerseits gegen die ausufernden Kosten der WM (dreimal so viel, wie ursprünglich veranschlagt), andererseits gegen die Brutalität, mit der die Polizei in den Favelas agiert. Diese Proteste schlägt die Polizei mit Tränengas und Gewalt nieder, was neunen Unmut hervorruft. So schaukelt sich die Gewaltspirale nach oben.
Weitere Protestgruppen sind die Angestellten des öffentlichen Diensts, wie z. B. die U-Bahn-Mitarbeiter. Sie streiken für höhere Löhne. Und dann ist da natürlich noch die indigene Urbevölkerung Brasiliens, die seit Jahren in immer kleinere Reservate zurückgedrängt wird und nun ihre Chance sieht eine größere Rückendeckung für ihre Interessen zu finden. Auch die „Bewegung landloser Arbeiter“ wittert jetzt ihre Chance im Angesicht der Milliardenausgaben für die WM (ca. 10 Mrd. Euro) von der Regierung ein verstärktes Engagement beim Wohnungsbau zu fordern.


Die Brasilianer schwanken zwischen Begeisterung für ihre Elf und wünschen sich den Titelgewinn, missbilligen aber die Umstände. Schulen, Nahverkehr, Krankenhäuser, überall mangelt es an ordentlichen Gebäuden und guter Infrastruktur. Dass die WM dem Land viel bringen kann, glaubt in Brasilien fast keiner mehr, auch die Statistiken sprechen gegen diesen Glauben. Und es geht auch um Gerechtigkeit gegenüber den Ureinwohnern und gegen Korruption und Willkür in der Politik. Die meisten brasilianischen Fußballer haben sich nun hinter diese Proteste gestellt.


Vor 12 Jahren ging es Brasilien noch weitaus schlechter. Die Armutszahlen sind seitdem gesunken, das Durchschnittseinkommen hat sich deutlich gesteigert, die Lebenserwartung stieg um mehrere Jahre. Es geht hier eher um nicht erfüllte Erwartungen und man hat einen politisch günstigen Zeitpunkt. Brasilien will den wirtschaftlichen Aufstieg und radikale Verbesserung der Lebensbedingungen. Die WM gibt weltweite Aufmerksamkeit und dieses Jahr sind Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Doch das gesamte politische System ist mit den Protesten und dem öffentlichen Schrei nach Transparenz und Demokratie überfordert und reagiert auf seine Weise: 100.000 Polizisten, 57.000 Soldaten und 20.000 private Kräfte sind während der WM im Einsatz.
Und Deutschland? Sicher geben die Proteste auf der anderen Seite des Erdballs der WM einen faden Beigeschmack, aber die Probleme der Brasilianer scheinen hier kaum jemanden zu interessieren. Der Durchschnittsdeutsche hat auch andere, eigene Probleme. Was schenkt man den Kindern zu Weihnachten, wenn kein Geld da ist? Wie soll man mit kaputtem Auto in den Urlaub fahren? Das Jobcenter erlaubt keinen neuen Herd. Die Bahn kommt immer unpünktlich. Die Deutschen werden immer dümmer und das Niveau an den Schulen sinkt. An den Universitäten gibt es nicht genug Lehrkräfte und die Bibliotheken sind schlecht ausgestattet. Was gibt es da nicht alles zu jammern. Deutsche können gut jammern. Wir jammern auf hohem Niveau. In Brasilien haben die Armen in den Favelas keine Sozialhilfe und keine Krankenversicherung. Sie haben jahrelang nicht gejammert. Jetzt sehen sie ihre Chance Druck zu machen. Manchmal kann man mit etwas Aufmerksamkeit und Solidarität an der richtigen Stelle viel verändern. Man muss nicht immer Geld schicken – was bei korrupten Staaten eh nicht viel bringt. Sensibilisiert euch ein bisschen für die Probleme vor Ort. Denn die WM ist nicht nur Schwarz und Weiß, auch denn das die Trikotfarben der deutschen Mannschaft sind.